Bei den meisten Plattform-Verantwortlichen und Entwicklern, die bereits 2009 mit Softwareprojekten zu tun hatten, löst das Wort „Silverlight“ keine positiven Gefühle aus. 2009 pushte Microsoft die neue UI-Technologie so sehr, dass viele auf dieses Technologie-Framework setzten. Faktoren wie „zukunftsträchtig“, „plattformunabhängig“ und „Investitionsschutz“ wurden dabei häufig in den Entscheiden genannt.
Wie wir heute wissen, kam alles anders. Apple unterstützte mit dem Safari Browser Silverlight nicht und die Plattformunabhängigkeit war nicht mehr gegeben. Silverlight wurde auch technologisch überholt mit moderneren Ansätzen. Microsoft stoppte die Weiterentwicklung schliesslich komplett.
Viele Projekte wurden mit Silverlight zu Ende geführt und sind heute noch im Einsatz. Spätestens im Oktober dieses Jahrs sollten diese Projekte abgelöst werden, denn dann endet der offizielle Support. Schon jetzt wird Silverlight nur noch vom Internet Explorer unterstützt. Für den IE ist mit Sicherheitslücken zu rechnen, da der Browser von Microsoft ebenfalls (bereits seit August 2021) nicht mehr supportet wird.
Da die User Interfaces von Silverlight mit der Beschreibungssprache XAML definiert werden, könnte man auf die Idee kommen, eine Silverlight-Anwendung einfach nach WPF zu konvertieren. Dies gestaltet sich in der Praxis jedoch nicht so einfach. Die XAML-Definitionen von Silverlight und WPF unterscheiden sich in einigen Details. Silverlight verwendet andere .NET Klassen und Basisklassen, die zwar ähnlich aber nicht exakt kompatibel sind, so dass unabhängig von XAML der Quellcode im Code-Behind angepasst werden muss. Und schliesslich muss eine WPF-Anwendung normalerweise auf den Client-PCs verteilt werden, während eine Silverlight-Anwendung eine Web-Anwendung ist.
Eine weitere Schwierigkeit ist, dass in Silverlight-Business-Anwendungen meistens die WCF RIA Services zum Einsatz kamen. Die WCF RIA Services wurden damals von Microsoft als State-of-the-Art-Architektur, unabhängig von Silverlight, beworben. Diese Architektur hat sich nie wirklich durchgesetzt und existiert heute nur noch als relativ bedeutungsloses Open-Source-Projekt. WFC RIA Services sorgen u.a. durch Code-Generierung auf dem Client für eine sehr enge Kopplung zwischen der Server- und der Client-Logik. In heutigen Micro-Service-Zeitalter will man jedoch flexibler sein. Wir empfehlen, eine auf WCF RIA Service basierte Architektur durch REST-Services oder Graph-QL zu ersetzen. Häufig können dabei auch Teile des Quellcodes wiederverwendet werden.
Hier ist klar erkennbar, dass es für Silverlight bereits 2011 bergab ging und das Framework ab 2014 nahezu bedeutungslos war. Auch für WPF geht es seit 2009 kontinuierlich bergab, allerdings liegt WPF auch heute noch in der Statistik vor Blazor. Das liegt aber auch daran, dass Blazor eine noch neue Technologie ist, die es erst seit 2019 gibt. Interessant ist, dass auch Angular seit 2018 an Popularität eingebüsst hat, während react seit 2015 einen nahezu ungebremsten Aufwärtstrend erlebt. Auch vue.js wurde seit 2016 sehr beliebt und ist es auch heute noch.
Natürlich muss man auch berücksichtigen, dass die Fragen der Entwickler mit der Zeit abnehmen, wenn ein Framework schon länger am Markt ist. Auch kann es sein, dass eine Technologie sehr einfach und schnell erlernbar ist und deshalb für weniger Fragen bei Stackoverflow sorgt.
Die Statistik stellt dennoch eine gute Entscheidungshilfe dar.