Der digitalen Revolution auf der Spur

Der digitalen Revolution auf der Spur

An dem «Digital Workplace», der «digitalen Transformation» oder der «digitalen Revolution» kommt man momentan kaum vorbei. Die Begriffe sind allgegenwärtig. Dabei schwingt allerdings häufig eine Angst um die Vernichtung von Arbeitsplätzen und den Wert des Wirtschaftsstandortes Schweiz mit. Doch was ist dieser digitale Arbeitsplatz, sind die Ängste berechtigt und handelt es sich tatsächlich um eine Revolution?
Der digitale Arbeitsplatz – oder besser formuliert das digitale Unternehmen – zeichnet sich dadurch aus, dass Prozesse, Interaktionen und Schnittstellen digitalisiert sind. Als Beispiel sei ein simpler Rechnungseingangsprozess genannt. Die Rechnung wird vom Scanner und einer intelligenten Scan-Software erfasst, auf Fehler kontrolliert, regelbasiert an das nächste System weitergeleitet und dort verarbeitet. Ziele aller Digitalisierungsmassnahmen sind dabei Rationalisierung der Prozesse, Abbau von manuellen Zwischenschritten und Verbesserung der Durchlaufzeit. Der Rechnungseingangsprozess mag für ein Unternehmen nicht kritisch sein. Durch Automatisierung lässt sich aber Geld einsparen, das zum Beispiel für Innovationen investiert werden kann.

Digitale Evolution

In meinen Augen handelt es sich bei der digitalen Transformation nicht um eine Revolution. Bereits seit Mitte der 90er Jahre sind sowohl die IT-Unternehmen wie auch die Unternehmen der verschiedensten Branchen bestrebt, ihre Prozesse zu digitalisieren und damit ihr Unternehmen effizienter zu machen. Die Digitalisierung ist eines der Hilfsmittel, um sich in einem kompetitiven Umfeld von der Konkurrenz abzuheben, schneller und mit besseren Produkten am Markt präsent zu sein und auf Kundenbedürfnisse rascher und individueller einzugehen. Ein weiteres Merkmal der Digitalisierung ist der Einbezug aller Kanäle und die Schaffung von hochflexiblen und individuellen Angeboten. Dies sei am Beispiel einer Versicherung illustriert: Wurde früher eine Versicherung für alles auf zehn Jahre abgeschlossen, will ich heute aufgrund von in naher Zukunft geplanten Tätigkeiten individuelle Zusatzversicherungen für einen limitierten Zeitraum abschliessen. Dies soll über Apps erfolgen, die mir meine Versicherung zur Verfügung stellt. Auch dieses Verhalten und die Schaffung dieser Angebote sind keine Revolution, aber eine tiefgreifende Evolution. Sie werden zukünftig wohl einige der Grundprinzipien, auf der unser Versicherungswesen basiert, verändern.

Wandel ohne Evolution

Angst hat der Mensch prinzipiell vor allem Neuen. Für uns aus der IT, die wir den Wandel mitprägen, ist die Veränderung logisch und evolutionär. Ein grosser Teil der Bevölkerung aber sieht sie als plötzlich eintretendes Ereignis und nimmt automatisch eine Haltung der Abwehr und der Angst ein. Hinzu kommt, dass kurzfristig tatsächlich Jobs in einigen Bereichen verloren gehen, was ja ein Ziel der Optimierung ist. Ebenso werden neue Jobs in anderen Bereichen geschaffen, nur leider mit weniger Aufmerksamkeit der Medien. Langfristig sichert die Veränderung des Unternehmens seine Wettbewerbsfähigkeit und damit sein Überleben. Ich wünsche mir, dass die Schweizer Unternehmen die digitale Transformation als Chance wahrnehmen. Ebenso wünsche ich mir, dass sich die Politik über Parteigrenzen zusammenschliesst und endlich die für die Schweiz wichtigen Rahmenbedingungen schafft. Nur so sichern wir unsere Spitzenposition in einem kompetitiven internationalen Umfeld.

Zum Autor

André Schmid ist Leiter Verkauf und Marketing beim Microsoft-Spezialisten Allgeier (Schweiz) und seit knapp 20 Jahren in der IT tätig, mit Fokus auf Lösungen für Zusammenarbeit und Prozess-Optimierung. In seiner Kolumne beleuchtet er aktuelle Themen rund um die digitale Transformation.

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